Mein Leben habe ich wochenlang neben vielen meiner Kollegen in der HNO-Abteilung des Landeskrankenhauses Klagenfurt verbracht. Ich wartete geduldig auf meinen Einsatz und hoffte, dass es noch im Jahr 2009 sein würde. Meine Hoffnungen erfüllten sich, ich wurde in der Nacht des 18.09.2009 auf der Nase von Marlies Penker angebracht. Damit sollte für mich ein turbulentes Leben beginnen. Nicht nur, dass sie mir viel von ihren körperlichen und seelischen Leiden anvertraute, ich kam auch viel in der Gegend herum. Bei ausgedehnten Spaziergängen lernte ich die Spintikteiche, den Schrott- und den Pyramidenkogel uvm. kennen. Ich wurde auch unbeabsichtigterweise in einen Lauf verwickelt. Damit hatte ich nicht gerechnet, denn zu Beginn des Berglaufes war Marlies noch gehend unterwegs, aber dann verfiel sie in den Laufschritt, und ich musste mich sehr bemühen, ihre Nase ruhig zu halten. Ich versuchte ihr das Ganze noch auszureden, aber vergeblich, Marlies fühlte sich gut, und da hatte ich mit meinen Einwänden keine Chance. Wenn sich das Mädel etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie niemand davon abhalten, nicht einmal ich als Nasenschiene, wo ich ihr doch wirklich sehr nahe stand.
Nicht nur sportlich, auch sonst habe ich einiges von Marlies´ Leben mitbekommen, die u. a. eine richtige „Leseratte“ ist. Ein Spruch im Buch von Sergio Bambaren "Die blaue Grotte" ist mir besonders in Erinnerung geblieben: „Die Anzahl der Atemzüge, die man im Leben macht, ist unwichtig. Wichtig sind die Momente, die einem den Atem rauben!“ Sehr spannend und lehrreich war das Buch von Michael Nehls, der über seine erfolgreiche Teilnahme beim Race Across America berichtete und mit einer etwas anderen Rennstrategie sowie längeren Schlafpausen im Vergleich zu seinen Konkurrenten beinahe „erholt“ ins Ziel kam. Auf eine philosophische Reise wurde ich auch „entführt“. Alleine der Titel des Buches von Richard David Precht mit „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ klang schon unglaublich spannend und vielversprechend, und so habe ich einige Denkansätze und Ideen kennengelernt. Leider bin ich bei diesem Buch zukünftig nicht mehr dabei, da mich Marlies nur mehr in der Nacht tragen muss. Aber vielleicht setzt sie mich aufgrund meiner Überredungskünste beim Lesen dieses Buches hin und wieder auf, damit ich noch ein wenig mehr von den großen philosophischen Fragen „Wer bin ich, was ist Wahrheit, was darf die Hirnforschung usw.?“ mitbekomme. Für mich war es eine sehr schöne Zeit, denn ich habe durch Marlies einiges über das „Abenteuer Leben und seine Möglichkeiten“ kennengelernt. |