Wer nicht wagt, der nicht
gewinnt ...
Einige der Zutaten für eine Abenteuerreise: Ausschreibung für
ein Wintertriathlon-Europacuprennen in der Slowakei in Latky
Mlaky, ein sehr kleines Auto, ein Bike, vier Paar Langlaufskier,
Schuhe ohne Ende ("normale" Laufschuhe, Crossschuhe,
Spikeschuhe, Radschuhe, Langlaufschuhe), Ersatzschlauch,
Reservereifen, Fahrradpumpe, Kleidung, Wettkampfgewand, eine
Holzkatze mit 3 cm Höhe, die als "Nagivationsgerät" diente
und gleichzeitig als Kartenhalter für die Straßenkarte vorne
neben dem Beifahrersitz montiert war und zwei Frauen, die nicht
sehr technikversiert sind .
Sehr spontan und ohne viel zu überlegen sind Karoline Käfer
und ich ins vollbepackte Auto gesessen und losgedüst. Wir
wussten wirklich nicht, was auf uns zukommt. Unsere Straßenkarte
war eher "von schlechten Eltern", aber wir haben in unserer
Naivität geglaubt, dass wir uns nach Latky Mlaky sicher ganz
einfach durchfragen werden - so groß kann die Slowakei gar
nicht sein.
Um 7.00 Uhr früh sind wir am Tag vor dem Wettkampf (Freitag)
losgefahren. Bis kurz vor Wien war herrliches Wetter, dann kamen
wir in einen Schneesturm. Zeitweise war nur Fahren im
Schritttempo möglich, aber nach einer halben Stunde war der
Schneesturm vorbei. So kamen wir nach dem Passieren von
Fischamend (dort, wo der Fisch am End´ ist .) bald zur Grenze
und frohen Mutes näherten wir uns Bratislava. In dieser
riesigen Stadt haben wir uns gleich mal verfahren, wir fanden
keine Hinweistafel, die die Richtung Trnava, Nitra oder Zvolen
anzeigte, so fuhren wir leicht verzweifelt wieder Richtung Wien
retour. Bei einer Tankstelle fragten wir nach, wie wir am
schnellsten nach Latky kämen, aber leider konnte uns der Mann
nicht weiterhelfen. Nachdem wir eine Weile im Kreis fuhren und
nicht so recht weiter wussten, sah Karoline plötzlich ein
Hinweisschild mit dem Ort Nitra. Es folgte ein kurzes
Jubelgeschrei im Auto und glücklich fuhren wir Richtung Nitra
weiter. Unterwegs sahen wir Autos, die vor Rost fast zerfielen.
Vor uns fuhr eine Weile so ein Wagen, der mit Schnüren
zusammengebunden war. Diesen Wagen trauten wir nicht zu überholen,
da wir Angst hatten, dass er gleich zerfallen würde. Auch unser
kleines Auto gab seltsame Geräusche von sich, über die wir
nicht weiter nachdenken wollten. Allein der Gedanke, eine
Autopanne irgendwo in der Slowakei zu haben, war es nicht wert,
weitergesponnen zu werden. Nach und nach näherten wir uns über
Trnava, Nitra, Zvolen und Hrinova dem Ort Latky. Nach über acht
Stunden war es so weit, dass wir vorm Ortsschild standen.
Karoline stieg vor lauter Freude aus dem Auto aus und
fotografierte dieses sogleich. Bis wir aber den Wettkampfort
fanden, dauerte es noch weitere 30 Minuten. Endlich waren wir
dort, die Strecke war sehr selektiv, die Lauf- und Bikeroute führte
über Wiesen, die Langlaufstrecke mitten durch den Wald.
Am Samstag in der Früh hatte es Minus 18 ° C, der Start wurde
auf Mittag verlegt, da es dort nur mehr Minus 12 ° C hatte. Es
schneite stark, der Wind wehte, ich beschloss in der Fürh
vorerst einmal, weiterzuschlafen und mich nicht verrückt machen
zu lassen. Karoline war auch die Ruhe in Person, und zwei
Stunden vor dem Start wagten wir uns hinaus in die Kälte. Mit fünf
Jacken und drei Hosen bekleidet sah ich mir die Wettkampfstrecke
an, alles sah anders aus als am Vortag, zum Teil war knietief
Schnee. Das Rad hätte andere Reifen gebraucht, die Skier waren
für wärmeres Wetter gewachst, aber ich versuchte das Beste aus
der Situation zu machen. So habe ich eine Stunde lang das Rad
ausgetestet, um den optimalen Reifendruck herauszufinden. Dazu
habe ich einiges an Luft herauslassen müssen, denn nur so kam
ich auf der schneebedeckten Wiese gut voran. Dann habe ich mein
Material eingecheckt, und um 12.30 Uhr fiel der Startschuss. Ich
lief mit Spikeschuhen und konnte auf meine Verfolgerinnen einen
Vorsprung von ca. einer Minute herauslaufen. Beim Biken hielt
ich den Vorsprung, nur einmal hat mich eine Windböe von der
Strecke geweht und ich bin in den Schnee gefallen. Auf der
Langlaufloipe lag ich bis zum Beginn der zweiten von drei Runden
in Führung, dann hat mich Sarka Grabmüllerova aus Tschechien
überholt. Sie gewann das Rennen vor mir, dritte wurde Zuzana
Novakova aus der Slowakei. Ich war überglücklich, trotz der
Reisestrapazen und der Aufregung ums Wetter und um die Strecke
die Silbermedaille geholt zu haben. Karoline gebührt ein großer
Dank, sie hatte für alle meine Fragen immer eine Lösung parat.
Nicht nur sie brachte mir Glück, auch ein Marienkäfer, den wir
im Hotel auf einer Fensterbank sitzen sahen. Die Rückreise war
wesentlich einfacher und schneller (nur sieben Stunden), wir
waren 15 Stunden lang im Auto unterwegs und haben so viel
gelacht und geredet, dass wir keine Zeit hatten, das Radio
einzuschalten. Überglücklich und gesund kamen wir mit Sack und
Pack in Klagenfurt an, es war wirkliche eine Abenteuerreise, die
wir lange nicht vergessen werden. |