News vom 19.02.2008
   
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt ...

Einige der Zutaten für eine Abenteuerreise: Ausschreibung für ein Wintertriathlon-Europacuprennen in der Slowakei in Latky Mlaky, ein sehr kleines Auto, ein Bike, vier Paar Langlaufskier, Schuhe ohne Ende ("normale" Laufschuhe, Crossschuhe, Spikeschuhe, Radschuhe, Langlaufschuhe), Ersatzschlauch, Reservereifen, Fahrradpumpe, Kleidung, Wettkampfgewand, eine Holzkatze mit 3 cm Höhe, die als "Nagivationsgerät" diente und gleichzeitig als Kartenhalter für die Straßenkarte vorne neben dem Beifahrersitz montiert war und zwei Frauen, die nicht sehr technikversiert sind .

Sehr spontan und ohne viel zu überlegen sind Karoline Käfer und ich ins vollbepackte Auto gesessen und losgedüst. Wir wussten wirklich nicht, was auf uns zukommt. Unsere Straßenkarte war eher "von schlechten Eltern", aber wir haben in unserer Naivität geglaubt, dass wir uns nach Latky Mlaky sicher ganz einfach durchfragen werden - so groß kann die Slowakei gar nicht sein.

Um 7.00 Uhr früh sind wir am Tag vor dem Wettkampf (Freitag) losgefahren. Bis kurz vor Wien war herrliches Wetter, dann kamen wir in einen Schneesturm. Zeitweise war nur Fahren im Schritttempo möglich, aber nach einer halben Stunde war der Schneesturm vorbei. So kamen wir nach dem Passieren von Fischamend (dort, wo der Fisch am End´ ist .) bald zur Grenze und frohen Mutes näherten wir uns Bratislava. In dieser riesigen Stadt haben wir uns gleich mal verfahren, wir fanden keine Hinweistafel, die die Richtung Trnava, Nitra oder Zvolen anzeigte, so fuhren wir leicht verzweifelt wieder Richtung Wien retour. Bei einer Tankstelle fragten wir nach, wie wir am schnellsten nach Latky kämen, aber leider konnte uns der Mann nicht weiterhelfen. Nachdem wir eine Weile im Kreis fuhren und nicht so recht weiter wussten, sah Karoline plötzlich ein Hinweisschild mit dem Ort Nitra. Es folgte ein kurzes Jubelgeschrei im Auto und glücklich fuhren wir Richtung Nitra weiter. Unterwegs sahen wir Autos, die vor Rost fast zerfielen. Vor uns fuhr eine Weile so ein Wagen, der mit Schnüren zusammengebunden war. Diesen Wagen trauten wir nicht zu überholen, da wir Angst hatten, dass er gleich zerfallen würde. Auch unser kleines Auto gab seltsame Geräusche von sich, über die wir nicht weiter nachdenken wollten. Allein der Gedanke, eine Autopanne irgendwo in der Slowakei zu haben, war es nicht wert, weitergesponnen zu werden. Nach und nach näherten wir uns über Trnava, Nitra, Zvolen und Hrinova dem Ort Latky. Nach über acht Stunden war es so weit, dass wir vorm Ortsschild standen. Karoline stieg vor lauter Freude aus dem Auto aus und fotografierte dieses sogleich. Bis wir aber den Wettkampfort fanden, dauerte es noch weitere 30 Minuten. Endlich waren wir dort, die Strecke war sehr selektiv, die Lauf- und Bikeroute führte über Wiesen, die Langlaufstrecke mitten durch den Wald.

Am Samstag in der Früh hatte es Minus 18 ° C, der Start wurde auf Mittag verlegt, da es dort nur mehr Minus 12 ° C hatte. Es schneite stark, der Wind wehte, ich beschloss in der Fürh vorerst einmal, weiterzuschlafen und mich nicht verrückt machen zu lassen. Karoline war auch die Ruhe in Person, und zwei Stunden vor dem Start wagten wir uns hinaus in die Kälte. Mit fünf Jacken und drei Hosen bekleidet sah ich mir die Wettkampfstrecke an, alles sah anders aus als am Vortag, zum Teil war knietief Schnee. Das Rad hätte andere Reifen gebraucht, die Skier waren für wärmeres Wetter gewachst, aber ich versuchte das Beste aus der Situation zu machen. So habe ich eine Stunde lang das Rad ausgetestet, um den optimalen Reifendruck herauszufinden. Dazu habe ich einiges an Luft herauslassen müssen, denn nur so kam ich auf der schneebedeckten Wiese gut voran. Dann habe ich mein Material eingecheckt, und um 12.30 Uhr fiel der Startschuss. Ich lief mit Spikeschuhen und konnte auf meine Verfolgerinnen einen Vorsprung von ca. einer Minute herauslaufen. Beim Biken hielt ich den Vorsprung, nur einmal hat mich eine Windböe von der Strecke geweht und ich bin in den Schnee gefallen. Auf der Langlaufloipe lag ich bis zum Beginn der zweiten von drei Runden in Führung, dann hat mich Sarka Grabmüllerova aus Tschechien überholt. Sie gewann das Rennen vor mir, dritte wurde Zuzana Novakova aus der Slowakei. Ich war überglücklich, trotz der Reisestrapazen und der Aufregung ums Wetter und um die Strecke die Silbermedaille geholt zu haben. Karoline gebührt ein großer Dank, sie hatte für alle meine Fragen immer eine Lösung parat. Nicht nur sie brachte mir Glück, auch ein Marienkäfer, den wir im Hotel auf einer Fensterbank sitzen sahen. Die Rückreise war wesentlich einfacher und schneller (nur sieben Stunden), wir waren 15 Stunden lang im Auto unterwegs und haben so viel gelacht und geredet, dass wir keine Zeit hatten, das Radio einzuschalten. Überglücklich und gesund kamen wir mit Sack und Pack in Klagenfurt an, es war wirkliche eine Abenteuerreise, die wir lange nicht vergessen werden.
 
 
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